Migration als Impuls für die soziale Wohnraumfrage und als Chance für eine kooperative Stadt

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Krisen offenbaren Möglichkeiten, Dinge zu hinterfragen, neu zu ordnen und quer zu denken. Die Herausforderung der Migrationsbewegung hat in Deutschland in den letzten Jahren im architektonischen Diskurs ungeahnte Potenziale geweckt. Nicht zuletzt ist hierbei die Wohnraumfrage in den Fokus von Politiker*innen, Stadtplaner*innen und Architekt*innen gerückt. So sind in den letzten Jahren architektonische Konzepte und Projekte entstanden, die der Frage nach dem Grundbedürfnis des Menschen, dem Wohnen, auf vielfältige Weise nachspüren und eine Debatte über den Wohnungsbau der Zukunft in Gang setzen. Die Frage nach der temporären Unterbringung hat sich gewandelt zur Frage nach der sozial verträglichen, gerechten, integrativen und durchmischten Stadt.

Mit den Veränderungen in der Gesellschaft – dem Nebeneinander von klassischen und neuen Familienstrukturen, dem steigenden Durchschnittsalter, zunehmender kultureller Vermischung, neuen Mobilitätsbedürfnissen, stärkeren sozialen Unterschieden, neuen Verhaltensmustern und zunehmend extremen Kaufkraftunterschieden – ändern sich auch die Anforderungen an das Wohnen. Dieser Dynamik müssen sich die Wohnkonzepte der Zukunft anpassen.

Die Architektur muss ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und Lösungen für eine positive, gerechte, heterogene, hybride und integrative Entwicklung unserer Städte und Gemeinden anbieten, um so mit zeitgemäßen Wohnformen Synergien innerhalb eines Quartiers und einer Stadt zu erzeugen sowie den Austausch zwischen den unterschiedlichen sozialen Gruppen zu fördern. Solche hybriden Wohnformen spiegeln keine neuen Bedürfnisse wider, sondern sind das Fundament der europäischen Stadt, die traditionell horizontal und vertikal integrativ geplant ist.

 

Peter Haslinger ist freischaffender Architekt, Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Entwerfen und Gebäudelehre an der Leibniz Universität Hannover. Nach seinem Architekturstudium in Wien, Hannover und Zürich gründete er 2000 das Architekturbüro ZONE29 in Berlin. In Büro- und Universitätsprojekten setzt er sich mit der sozialen Verantwortung der Architektur für die kooperative Stadt auseinander. So entstanden unter anderem mit Studierenden innerstädtische Wohnkonzepte für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. Ein betreutes Wohnprojekt für Kinder und Jugendliche in Friedrichshulde ist kurz vor der Fertigstellung. Darüber hinaus ist er Mitinitiator für das erste Hospiz in der Uckermark.

Peter Haslinger ist Mitherausgeber der Bücher »REFUGEES WELCOME – Konzepte für eine menschenwürdige Architektur.« (2015) und »Zukunft Wohnen – Migration als Impuls für die Kooperative Stadt« (2017) beide bei Jovis erschienen.