Online-Ausstellung:
Erweiterung des Zentrums Deutscher Sinti und Roma

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Preisträger der 2. Stufe im Realisierungswettbewerb

Trotz ihrer 600-jährigen Kulturgeschichte in Europa verfügt die nationale Minderheit der Sinti und Roma in Deutschland bislang über keinen historisch signifikanten Bau, der ihren kulturpolitischen Leistungen Rechnung trägt und bleibende Spuren im Stadtbild hinterlässt. Eine Neukonzeption des in der Heidelberger Altstadt beheimateten Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma soll dies nun ändern.

Zusammen mit der IBA Heidelberg hatte das Dokumentations- und Kulturzentrum  im Februar 2020 einen zweistufigen, internationalen Architekturwettbewerb ausgelobt. 21 führende Büros aus dem In- und Ausland – davon sieben zugeladen und 14 aus insgesamt 79 Bewerbungen zugelost – waren zur Teilnahme an der ersten Phase zugelassen. Nachdem im vergangenen Sommer die besten acht davon zur zweiten Wettbewerbsrunde eingeladen worden waren, kürte die hochkarätige Jury unter Leitung von Prof. Markus Neppl (Fachgebiet Stadtquartiersplanung am KIT und Vorsitzender des Gestaltungsbeirats der Stadt Heidelberg) am Freitag, den 16. Juli 2021 einstimmig die besten drei Entwürfe sowie zwei Anerkennungen.

Bis Sonntag, 1. August 2021 können die Preisträger und die weiteren Beiträge der zweiten Wettbewerbsrunde auch vor Ort im Dokumentations- und Kulturzentrum zu den regulären Öffnungszeiten der Dauerausstellung besichtigt werden.

Zusätzlich finden am Dienstag, den 27. Juli und am Donnerstag, den 29. Juli 2021 jeweils um 18 Uhr Führungen durch die Ausstellung statt. Dort stellen Mitarbeiter des Zentrums Deutscher Sinti und Roma zusammen mit Carl Zillich, Kuratorischer Leiter der IBA Heidelberg, das Vorhaben vor und geben die Möglichkeit für einen Dialog. Die Teilnahmezahl ist beschränkt, um Voranmeldung unter oder unter 06221/981102 bis zum 26. Juli wird gebeten.

1. Preis: bez + kock architekten (Stuttgart)

bez + kock architekten antworten auf die gestellte Aufgabe städtebaulich mit dem Entwurf eines kompakten Neubaus. Dieser schließt mit einem überdachten, für Veranstaltungen vorgesehenen Lichthof direkt an das denkmalgeschützte Bestandsgebäude an und nimmt so mit dem Gebäudevolumen nur ein Mindestmaß der Grundfläche ein. Hierdurch wird in Richtung Bergbahn ein neuer »Stadtplatz« ermöglicht. Die drei unterschiedlich hohen Körper des Gebäudes heben sich über Material- und Formensprache als öffentliches Gebäude von den benachbarten Häusern ab. Im Sockel- und Dachgeschoss setzen großzügige Öffnungen Akzente. Das Erdgeschoss, das direkt an den baumbestandenen Vorplatz mit Café anschließt, ist mit Foyer und Seminarräumen luftig gestaltet. Von hier führt eine skulpturale Wendeltreppe zu den Ausstellungsgeschossen, wo sich Atelier und Wechselausstellungsraum auf die großzügige Dachterrasse öffnen und einen Blick über die Dachlandschaft der Altstadt erlauben. Oberlichter ermöglichen im Innern besondere Lichtsituationen und akzentuieren außen zusammen mit einer Dachbegrünung die Dachaufsicht. Die Kombination aus vielfältigen Raumangeboten und selbstbewusster Rotsandstein-Architektur gibt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Deutschen Sinti und Roma im neuen Dokumentations- und Kulturzentrum einen würdigen Rahmen.

 

3. Preis: Georg Scheel Wetzel Architekten (Berlin)

GEORG SCHEEL WETZEL ARCHITEKTEN aus Berlin sprechen mit einem offen gestalteten Erdgeschoss und Außenräumen rund um das Gebäude eine klare Einladung an die Öffentlichkeit aus, sich mit den Themen der Sinti und Roma auseinanderzusetzen. Dabei changiert der Entwurf zwischen zwei Polen: Einerseits lehnt er sich mit seinem in drei Walmdächer gegliederten Baukörper an die kleinteilige Architektur des Nachbarhauses an, andererseits verleiht er dem Gebäude durch seine Großmaßstäblichkeit den Charakter einer öffentlichen Institution. Eine Zäsur wird durch das bewusste Abrücken des Neubaus vom denkmalgeschützten Bestandsgebäude geschaffen, wo ein öffentlich begehbarer »Stadtbalkon« Einblicke in den abgesenkten »Erinnerungshof« bietet. Im Innern überzeugt der Vorschlag mit einer durchdachten Raumabfolge, die gezielte Ausblicke in die Altstadt erlaubt.

3. Preis: meck architekten (München)

Getragen vom Leitgedanken »Geschichte kennen – Gegenwart verstehen – Zukunft gestalten« schafft das Büro meck architekten aus München einen skulptural wirkenden Baukörper mit zwei begrünten Hofsituationen. Während das Foyer eine visuelle Brücke zum denkmalgeschützten Bestandsgebäude herstellt, erinnert der »Garten des Gedenkens« an den Holocaust an den Sinti und Roma und lädt als öffentlicher, mit dem Altstadtleben verschränkter Raum zur niederschwelligen Auseinandersetzung damit ein. Großformatige Öffnungen in den Ausstellungsbereichen bieten unterschiedliche Ausblicke in die umgebende Altstadt. Durch den Einsatz verschiedener roter Ziegelmaterialien sowie das zur Zwingerstraße und nach Süden abfallende Dach samt Lichtfänger für ein großzügiges Treppenhaus fügt sich der Entwurf sensibel in die bestehenden Baudenkmäler sowie das historisch gewachsene Umfeld ein.

Anerkennungen

Anerkennungen erhielten die Arbeiten von dasch zürn + partner architekten und kadawittfeldarchitektur, die durch zukunftsweisende und experimentelle Ansätze überzeugten, sich aber zu wenig in die Heidelberger Altstadt einfügten.

 

dasch zürn + partner architekten (Stuttgart, München)

kadawittfeldarchitektur (Berlin)